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Manegold von Berg

Regesten und Quellen

Manegold von Berg

Abt von St. Georgen, Abt von Kremsmünster, Abt von Tegernsee, Bischof von Passau

Regesten

Quellen

1208 Mai 31, Anagni

Papst Innozenz III. unterrichtet die Legaten Hugo von Ostia und Leo von S. Croce von dem Wiener Bistumsplan Herzog Leopolds VI. von Österreich und der darüber entstandenen Kontroverse zwischen den herzoglichen Gesandten und Bischof Manegold von Passau und beauftragt beide mit der Untersuchung der Angelegenheit und deren (etwaiger) Durchführung.

Abschrift des 13. Jahrhunderts; in Latein; MB 28,I, S.279-282, Nr.51; BUB IV,2 1000; RBP II 1231.

Bischof Innozenz, Diener der Diener Gottes, dem ehrwürdigen Bruder, Bischof Hugo von Ostia, und dem geliebten Sohn, dem Kardinalpriester der Titelkirche des heiligen Kreuzes Leo, den Legaten des apostolischen Stuhles, Heil und apostolischen Segen. Weil einst der geliebte Sohn, der adlige Mann, der Herzog von Österreich, uns demütig anging, damit wir wegen der großen Notwendigkeit und des vielfachen Nutzens, wie er sich ausdrückte, ein neues Bistum in seiner Provinz schaffen, die soweit vom [jetzigen] Passauer Bischofssitz entfernt liegt, dass sie daher mehr der Fürsorge eines anderen Seelsorgers bedürfe, weil er einen geeignten Ort vorschlug, an dem die Kathedralkirche errichtet werden kann, nämlich die Stadt Wien, die nach Köln zu den größeren Städten im deutschen Reich gehört, weil er versprach, dass er das Bistum zusammen mit den Wiener Bürgern mit Erträgen von eintausend Mark aus seinen Gütern ausstatten werde, und zwar durch das Zuweisen der Erträge, von denen der dreißigste Teil für Pfründen festgesetzt wird, deren jede jährlich zwanzig Mark zinst, genügt [die Bistumsgründung] nicht allein den kanonischen Festsetzungen, sondern auch nicht wenige Beispiele unserer Vorgänger zeigen mit Recht, dass seiner Bitte zugestimmt werden muss. Wir wollen endlich unserem ehrwürdigen Bruder .. [Manegold], dem Passauer Bischof, Mitteilung machen von der überreichlichen Gnade [der Zustimmung] und haben Vorsorge getragen, dass ihm diese Sache überlegt gemeldet wird, wonach, obwohl darüber seine Zustimmung nicht notwendigerweise erforderlich ist, er dennoch ehrenvoll zu befragen ist. Währenddessen wiesen wir unseren ehrwürdigen Bruder, den Salzburger Erzbischof, an, dass er den besagten Herzog auffordern solle, dies[e Sache] angemessen zu vollenden. Und er [der Salzburger Erzbischof] möge darüber wahrheitsgemäß uns berichten und genau anzeigen, in welchem Teil der besagten Provinz des zukünftigen Bistums die Kathedralkirche liegen soll und welche Pfarrei ihr übereinstimmend zugeordnet werden kann. Deswegen traf also derselbe Bischof [Manegold] neulich in unserer Gegenwart mit den Gesandten des besagten Herzogs zusammen, von denen gesagt wurde, dass sie kommen würden, und auf die er ziemlich lange wartete. Nachdem diese [Gesandten] zusammen mit jenem [Manegold] in unserer Gegenwart erschienen, hielt der Bischof [ihnen] vor, dass durch die Schaffung eines neuen Bistums ein übergroßer Schaden dem alten entstehe und der Herzog von ihm dies als Beschwernis gefordert hätte, damit er ihm so seine Machtstellung entreißen könne, von der gesagt wurde, dass er sie in diesem Land innehabe, und er [der Herzog] darauf abziele, dass er die vorher benannten Einkünfte nicht nur aus Eigengut, sondern auch von Kirchengütern oder [Kirchen-] Lehen nehmen werde. Die besagten Gesandten versicherten aber im Gegenteil, dass, von dem Pfarrrecht ein Mal abgesehen, die Passauer Kirche daraus in Nichts einen übergroßen Schaden erleide und sie nicht ihre Machtstellung verliere, die sie beim Herzog gehabt habe, weil ihr vernünftigerweise das Pfarrsystem in der Hälfte Österreichs und dem großen Teil der Steiermark, den sie in ihrer Diözese hat, verbleibt. Die [Gesandten], die danach befragt wurden, welcher Art die Zuweisung der Einkünfte durch den Herzog sein werde, antworteten, dass sie dies ausdrücklich sagen könnten, obwohl sie ruhig hinzufügten, dass derselbe Herzog weder Kirchengüter noch Lehen, hingegen seine Erbgüter zu übertragen vorhat. Sie baten, dass wir befehlen, den Bischofssitz im [Wiener] Kloster der Schotten zu errichten und den dritten Teil oder die Hälfte Österreichs mit den Kirchen, Zehnten und dem ganzen geistlichen Recht dem zu errichtenden Bistum zuzuweisen so, dass die Schotten zu einem anderen Kloster gebracht würden, wobei deren Besitzungen und Einkünfte aber in keiner Weise beeinträchtigt würden. Dass nichtsdestoweniger die [bischöfliche] Propstei und die Pfründen die Erträge der Wiener Kirche erhalten sollen, weil ihr Pfarrer .. bereit ist, deswegen darauf zu verzichten, und dass [die Erträge] von einem gewissen Adelshof in Krems mit Weinbergen, Bauernstellen, Bewohnern, Gütern und allem zum Hof gehörenden Zubehör kommen, was geschätzt jährlich dreihundert Pfund Wiener Münze an Einkünften ergibt, mögen wir [ebenfalls] befehlen. Weil aber die besagten Gesandten weder die Zuweisung der Einkünfte noch die Umsiedlung der Mönche uns sicher versprechen konnten, weil auch die Zuweisung des Gründungsgutes an das zu errichtende neue Bistum der Teilung der Diözese vorangehen und die Vorsorge für ein neues Kloster getroffen werden muss statt des alten, das dem Bischofssitz zugewiesen werden soll, und obgleich über das Kloster in erster Forderung nicht verhandelt wurde, können wir von daher nicht drängend zur Vollendung des Plans schreiten, haben aber endlich, nachdem wir dies und anderes gehört haben, was von beiden Seiten uns vorgelegt wurde, veranlasst, eurer Weisheit aufzuerlegen, dass ihr die Wahrheit sorgfältig erforscht, damit ohne schweren und übergroßen Schaden des alten ein neues Bistum entstehen kann und derselbe Herzog bereit steht, die besagten Erträge nicht von den Kirchengütern oder den Lehen, sondern von seinen Erbgütern [dem Bistum] zuzuweisen, sowie nicht zuletzt die Gemeinschaft der Mönche an diesem Ort [Wien] bequem umziehen kann. Und wenn alles gesetzmäßig zusammenkommt, fahrt ihr, unterstützt durch unsere Autorität, fort zur Vollendung des Plans, nachdem ihr das Hindernis jeglichen Widerspruchs und Einwands beiseite geräumt habt. Überhaupt sorgt ihr dafür, uns alles zu berichten, damit wir durch eure Nachricht von den einzelnen Umständen dieser Unternehmung sicherer weiterkommen in dem, was vom Himmel her vorausgesehen wird. Gegeben in Anagni an den 2. Kalenden des Juni [31.5.] im 11. Jahr unseres Pontifikats. [Buhlmann]

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Bearbeiter: Michael Buhlmann